Nürnberg: Windhose hinterließ heilloses Chaos


Wie ein Streichholz knickte der orkanartige Wind jahrzehntealte
Bäume.


Da mit weiteren Regenfällen zu rechnen war, beeilten sich die
Betroffenen, die Löcher in ihren Hausdächern so gut es ging
notdürftig zu "flicken".


Nicht einmal vor gemauerten Schornsteinen zeigte die Windho-
se Respekt. Sie riß den Kamin einfach vom Hausdach - jetzt
liegt er im Vorgarten.
Fotos: Erich Zwick
NÜRNBERG. Der abendliche Spuk dauerte keine 20 Minuten - aber sie reichten für ein heilloses Chaos.

Eine "Windhose" - ein Tornado im kleinen - raste mit ungeheurer Geschwindigkeit durch den Nürnberger Stadtteil "Falkenheim" gleich neben dem Südfriedhof und nahm alles mit, was sich ihr in den Weg stellte: Bäume, Dachziegel, Schornsteine, Gartenzäune...

"Es war wie ein Luftangriff", schildert der 79-Jährige Klaus K., der sich an die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs erinnert fühlte. Aber zum Glück waren diesmal keine menschlichen Opfer zu beklagen, wenn auch der Sachschaden nach Einschätzung der Feuerwehr in die Hunderttausende geht.

Als sich der Sturm gelegt hatte, prasselte noch immer sintflutartiger Regen in die abgedeckten Hausdächer, so dass die mehr als 200 Helfer von Berufsfeuerwehr, Freiwilligen Feuerwehren und Technisches Hilfswerk alle Hände voll zu tun hatten, die Löcher mit Plastikplanen notdürftig abzudichten. An eine Beseitigung der umgestürzten Bäume war erst später zu denken. Einige hatten Autos unter sich begraben.

Auch im übrigen Stadtgebiet sorgten die Wassermassen für Unannehmlichkeiten. Aus berüchtigten Unterführungen, in denen "normalerweise" Lastwagen stecken bleiben, mussten "gestrandete" Personenwagen geborgen werden - so "An den Rampen". In einem Einkaufszentrum am Nordostbahnhof vermochte das Regenüberlaufbecken das überreichliche Nass nicht mehr zu fassen, so dass gepumpt werden musste.

Zu mitternächtlicher Stunde, als die gröbsten Aufräumarbeiten erledigt waren, durften sich die Einsatzkräfte eine kleine Verschnaufpause gönnen. Von einem Verpflegungswagen aus wurden sie mit heißen Getränken und einem Imbiß versorgt. Andere, die bis auf die Haut durchnässt waren, wurden nach Hause geschickt, damit sie sich nicht noch eine Grippe holten.

Die kleinere Katastrophe rief - wie leider bei anderen Fällen ähnlich - gleich geschäftstüchtige "Helfer" auf den Plan. An den nahegelegenen Straßenbahnhaltestellen fand sich sofort im Morgengrauen ein "wilder" Aushang: "Sturmschäden (garniert mit vier Ausrufezeichen!!!!) Dachreparaturen von ausgebildeten Fachmännern. Rufen Sie gleich an". Und dann folgte eine Handynummer.

Andere "Helfer" wollten die "Gunst der Stunde" gleich vor Ort am Schopfe packen: Durch die betroffenen Straßenzüge bewegten sich wahre Firmenwagen-Rallyes von Dachdecker-Unternehmen. Sogar bis aus München kamen sie angereist, um hier das schnelle Geschäft zu machen.
Erich Zwick


(Leserbrief dazu hier)
29.08.06
neumarktonline: Nürnberg: Windhose hinterließ heilloses Chaos
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ISSN 1614-2853
15. Jahrgang
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