Unschuldig hinter Gittern

NEUMARKT. Ein völlig unschuldiger Neumarkter saß in Schwandorf wegen eines frei erfundenen Raubüberfalls in der Polizei-Zelle.

So schnell kann ein harmloser Kneipen-Aufenthalt in einer Haftzelle der Polizei enden: Ein 27jähriger Neumarkter und sein 38jähriger Kumpel wurden am Mittwochabend in Schwandorf als mutmaßliche Räuber vorläufig festgenommen. Der schwerwiegende Vorwurf: Sie sollen mit äußerster Brutalität einen Raubüberfall auf einen 42 Jahre alten Mann in Schwandorf verübt haben.

Erst am Nachmittag des nächsten Tagen öffneten sich die Zellentüren für die beiden völlig unschuldigen Männer wieder: der 42jährige Schwandorfer hatte zu diesem Zeitpunkt zugegeben, daß er den Überfall frei erfunden hat.

Besonders fies: das angebliche Opfer log den Polizisten vor, einige Zeit nach dem Überfall die angeblichen Täter in einer Kneipe am Schwandorfer Marktplatz entdeckt zu haben. Da die Angaben des Schwandorfers zu diesem Zeitpunkt noch glaubwürdig erschienen, rasten sofort mehrere Streifenwagen los und nahmen den 27jährigen Mann aus Neumarkt und seinen 38jährigen Kumpel fest.

Wie der Schwandorfer inzwischen gestand, waren ihm die beiden Männer völlig unbekannt - warum er sie dieser schwerwiegenden Straftat bezichtigte, konnte er bei seiner Vernehmung nicht sagen.

Der 42jährige Schwandorfer hatte am Mittwoch gegen 23 Uhr über Notruf die Polizei alarmiert und erklärt, er sei von zwei Männern überfallen, geschlagen und beraubt worden. Er sei von hinten niedergeschlagen worden. Danach habe einer der Täter auf ihn eingetreten, bis er das Bewußtsein verlor.

Als er im Krankenhaus aufgewacht sei, habe er festgestellt, daß ihm die Räuber 240 Euro abgenommen hätten.

Dann habe er - so die Räuberpistole weiter - auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlassen und in einer Kneipe in der Innenstadt die beiden Täter wiedererkannt - eben den Neumarkter und seinen Freund.

Die beiden mutmaßlichen Räuber wurden festgenommen und verhört. Dabei stritten sie logischerweise jede Tatbeteiligung energisch ab. Trotzdem wanderten sie in die Haftzellen der Polizei, wo sie erst am Nachmittag des nächsten Tages entlassen wurden.

Inzwischen hatten sich nämlich erhebliche Zweifel an dem Raubüberfall ergeben. Nachforschungen im Umfeld des vermeintlichen Opfers ergaben ein völlig anderes Bild: Demnach war der Mann niemals im Besitz von 240 Euro.

Schließlich kristallisierte sich heraus, daß der Schwandorfer aufgrund siner Alkoholisierung gestürzt war und deshalb ins Krankenhaus gebracht wurde. Warum er dann den Überfall erfand und, vor allem, warum er zwei völlig unschuldige Männer der Tat beschuldigte, ist noch unklar, sagte ein Sprecher der Amberger Kripo zu neumarktonline.

Der Neumarkter und sein Kumpel wurden natürlich sofort auf freien Fuß gesetzt.

Der Schwandorfer wird sich wegen Vortäuschens einer Straftat, falscher Verdächtigung und Freiheitsberaubung verantworten müssen.
16.05.08
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ISSN 1614-2853
15. Jahrgang
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